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Im Rathaus fing es an

80 Jahre Evangelische Gottesdienste in Burgkunstadt

„Die gesamte Stadt Burgkunstadt ist evangelisch“ – ein Ausruf, der aus heutiger Sicht undenkbar ist, aber im Jahre 1598 historische Wirklichkeit war. Damals berichtete der Vogt, dass er der einzige Katholik im Ort wäre, während die restlichen Burgkunstädter durch die durchziehenden Kaufleute mit den reformatorischen Lehren in Berührung gekommen waren. Im selben Jahr begann in Burgkunstadt die Gegenreformation.

Vier Jahrhunderte später, am zweiten Weihnachtsfeiertag 1923, hielt Pfarrer Kaeppel den ersten evangelischen Gottesdienst in Burgkunstadt – damals noch im Rathaus, denn die heutige Christuskirche wurde erst im Jahre 1935 feierlich eingeweiht. Am 26. Dezember 2003 jährt sich dieser für die evangelischen Christen denkwürdige Tag zum achtzigsten Mal. Sicherlich kein besonderer Grund zu großen Feiern, aber ein Anlass zum Nachdenken und Erinnern an die Wurzeln des eigenen evangelischen Glaubens, der derzeit von rund 1700 Christen in Burgkunstadt gelebt wird. Deshalb wird auch am Freitag im Rahmen des Gottesdienstes zum 2. Weihnachtsfeiertag um 9.30 Uhr in der Christuskirche an dieses historische Ereignis erinnert. Zwischen 1598, dem Jahr der Gegenreformation, und 1923 sahen sich die evangelischen Christen bewegten und bewegenden Zeiten ausgesetzt. Doch auch nach dem Jahr 1923 hat sich einiges in der evangelischen Kirchengemeinde verändert und weiter entwickelt.

Der Übergang in die bayerische Landeshoheit im Jahre 1803 ermöglichte einen freien Zuzug ohne Bindung an eine bestimmte Konfession. Im Laufe des 19. Jahrhunderts siedelten so immer mehr evangelische Christen nach Burgkunstadt über, darunter auch Mühlenbesitzer Elbel, dessen engagierter Einsatz als Stadtrat es ermöglichte, dass am 1. Mai 1900 die erste evangelische Schule in Burgkunstadt eröffnet werden konnte. Damals zählte die evangelische Gemeinde bereits 500 Seelen, die aber noch der Mutterkirche in Strößendorf angehörte. Am 2. Weihnachtsfeiertag kam es dann zu dem besagten ersten evangelischen Gottesdienst im Rathaus von Burgkunstadt. In dieser Zeit wählten die Burgkunstadter Gemeindeglieder auch ihren ersten eigenen Kirchenvorstand. Nach einem längeren Hin und Her bei der Suche nach einem geeigneten Platz für das eigene Gotteshaus wurde schließlich der Platz am „Limmersrangen“ gefunden und für ideal befunden.

Am 20. Oktober 1935 wurde dann die Christuskirche feierlich eingeweiht – die evangelischen Gläubigen hatten nun mit der Christuskirche endlich einen würdigen Ort gefunden, um ihren Glauben zu leben und zu teilen. Seitdem ist in der evangelischen Kirchengemeinde viel passiert. Ein Pfarrhaus entstand, das mittlerweile mehrere Pfarrer ihr Heim nennen durften, die Idee eines eigenen Kindergartens wurde umgesetzt und schließlich wurde im Jahre 2000 mit dem Gemeindehaus neben der Christuskirche ein weiterer wichtiger Pfeiler für eine fruchtbare Gemeindearbeit gesetzt. Doch all diesen Schritten ging der 2. Weihnachtsfeiertag des Jahres 1923 voraus, an dem die evangelischen Christen ihren ersten gemeinsamen Gottesdienst feiern durften – ein Tag, der 80 Jahre später fast vergessen, aber dennoch würdig ist, erinnert zu werden.

Foto und Text: Matthias Schneider