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Bericht über das Konzert im Frühling, Sonntag Cantate, 9. Mai 2004

Eine dekanatsumfassende Präsentation der Kirchenmusik in all ihrer Größe und Vielseitigkeit gab es am Sonntagabend beim Frühlingskonzert in der Christuskirche zu bestaunen. Insgesamt fünf Chöre aus Burgkunstadt und Lichtenfels sowie Solisten der evangelischen Kirchengemeinde boten zum Sonntag „Kantate“ ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm auf höchstem Niveau.

Die Idee zu dieser musikalischen Zusammenarbeit zwischen den evangelischen Kirchengemeinden aus Burgkunstadt und Lichtenfels hatte Thomas Meyer, der sowohl den Posaunenchor Burgkunstadt als auch den Lorenz-Bach-Chor aus Lichtenfels leitete. Zugleich war er für die Zusammenstellung des Programms verantwortlich, das die Zuhörer auf eine spannungsgeladene Zeitreise durch die Kirchenmusik des 17. bis 21. Jahrhunderts einlud.  Höhepunkte des Konzerts waren sicherlich die gemeinsamen Auftritte der beiden Posaunenchöre, deren Klangvolumen die Besucher am Ende des Konzerts förmlich aus den Kirchenbänken riss.

Doch zuvor brillierten die Chöre auch getrennt voneinander. Sowohl bei der „Ruf-Intrade“ von Frieda Frohnmüller als auch bei barocken Tanzstücken wie der „Allemande“ von Robert Johnson überzeugte der Burgkunstadter Posaunenchor durch sein festliches Klangbild. Vor so viel Glanz brauchten sich die Blechbläser aus Lichtenfels wahrlich nicht verstecken. Unter der Leitung von Tanja Edner ernteten sie nach dem „Zur Feier des Tages“ von Peter Janka reichlich Beifall, denn der Chor meisterte selbst rhythmische Wechsel gekonnt. Bei der Vielzahl an Jungbläsern braucht man sich in Lichtenfels auch für die Zukunft wahrlich keine Sorgen zu machen.

Den musikalischen und zugleich emotionalen Höhepunkt eines abwechslungsreichen Programms lieferten die beiden Posaunenchöre aus Lichtenfels und Burgkunstadt ab, als sie am Ende des Konzerts klanggewaltig das „Highland Cathedral“ von Matthias Schnabel anstimmten. Foto: mts
 

Das Gleiche gilt für den Flötenchor der evangelischen Kirchengemeinde Burgkunstadt, der sich auch an diesem Abend gerade mit seinen zahlreichen Holzbläsern, die sich noch im Grundschulalter befinden, musikalisch höchst anspruchsvoller Literatur widmete. Die „Sonate B-Dur“ war die eindrucksvollste Demonstration für ein Klangbild, das gerade aufgrund der Anzahl von über 40 (!) Holzblasinstrumenten wohl auch überregional als einmalig zu bezeichnen sein dürfte. Zudem hatte es Chorleiterin Susi Schliefer geschafft, erneut junge Musiker zu finden, die an diesem Abend ihr Konzertdebüt im großen Chor gaben.

Höchst anspruchvollem Liedgut widmete sich der Lorenz-Bach-Chor aus Lichtenfels unter der Leitung von Thomas Meyer. Im ersten Teil des Programms wurde der
Chor wie beim „Mit Freuden zart“ von Fritz Rothschuh noch von Orgel und Querflöte (Susi Schliefer) begleitet, was den Eindruck eines sehr warme Klangbildes noch verstärkte. Im zweiten Teil stieß der Chor dann aber musikalisch an seine Grenzen. Das lag zum Teil daran, dass der Chor gerade in den Männerstimmen für die höchst schwierigen Passagen eines „Denn er hat seinen Engeln befohlen seinen Geist“ von Felix Mendelssohn Bartholdy wohl unterbesetzt war. Dennoch hielt sich der Chor tapfer.

Mit „QuerBet“ trat an diesem Abend ein weiterer Kreis an Sängerinnen und Sängern ins Geschehen ein, doch dies auf eine komplett andere Art und Weise. Denn der Burgkunstadter Chor hat es sich seit jeher auf die eigenen Fahnen geschrieben, moderneres Liedgut mit teils poppigen Melodien zum Besten gegeben. Und diese Abwechslung fügte sich hervorragend in das Gesamtprogramm mit ein. Beim „Worte, die mein Herz berühren“ standen die Texte im Mittelpunkt, ehe mit „Holy, Holy“, „Amazing Grace“ und „Heaven is a wonderful place“ der Bogen zur Gospelmusik gespannt wurde. Dem Chor merkte man unter der Leitung von Dr. Flierl zu jeder Zeit die Begeisterung für das gemeinsame Musizieren an, wobei sich auch Johanna Flierl beim „Amazing Grace“ als Solistin auszeichnenkonnte.

Sie waren für die gelungene Zusammenstellung des Frühlingskonzerts und dessen gekonnte Darbietung in der Christuskirche mit verantwortlich: Organist Dominik Tremel, Flötenchorleiterin Susi Schliefer, Thomas Meyer (Leiter des Posaunenchors Burgkunstadt und des Lorenz-Bach-Chors) und Tanja Edner als Leiterin desPosaunenchors Lichtenfels (von links). Foto: mts

Ein Höhepunkt des gesamten Konzerts war der Auftritt von Dominik Tremel an der Orgel der Christuskirche. Der seit kurzem an der Universität Würzburg studierende Organist wagte mit „Mozart changes“ von Zsolt Gardony ein musikalisches Experiment. Bekannte Mozart-Melodien wurden mit viel musikalischem Humor und jeder Menge technischem Können eindrucksvoll parodiert, was dem Organisten neben viel Applaus auch ein leises und zustimmendes Lächeln der Zuhörer einbrachte. 

Das letzte Drittel des Konzerts widmete sich fast ausschließlich der zeitgenössischen Kirchenmusik wobei auch hier mit fetzigen Interpretationen von „Down by the riverside“ durch den Flöten- und Posaunenchor Burgkunstadt oder mit ruhigen Klängen („Hymn“ von Karl Jenkins) durch die beiden Posaunenchöre musikalische Vielfalt wieder einmal Trumpf war.
Gänsehaut gab es dann bei dem abschließenden „Hihgland Cathedral“ (Matthias Schnabel), das derart festlich und mitreißend von den beiden Posaunenchören vorgetragen wurde, dass sich die Zuhörer geradezu ehrfurchtsvoll von ihren Plätzen erhoben. Da war es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass diesem letzten Stück des Programms ein kräftiger Applaus folgte. Allein die Tatsache, dass durch die Besucher anschließend eine Aufforderung zu einer Zugabe folgte, lässt schon erkennen, welch tiefen Eindruck das immerhin 90minütige Programm bei allen (zu Recht) hinterlassen hatte.
-mts-