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Gospelkonzert mit C.I.A.

„C.I.A“ – „Choir in Action“ – so lautete nicht nur der Name, sondern auch das Programm des 20köpfigen Gospelchors, der am Samstagabend mit einem nicht alltäglichen Repertoire an Gospelsongs für viel Gänsehaut beim Gospel-Open-Air sorgte. Foto: mts

Sie waren alle da: Bono, Leadsänger der irischen Popgruppe U2, Funk- und Soullegende Charles Brown und sogar der Bürgerrechtler Martin Luther King schaute am Samstagabend in der Naturbühne der evangelischen Kirchengemeinde vorbei, als der Gospelchor „Choir in Action“ – kurz C.I.A. – 350 Besuchern einen ungewöhnlichen und zugleich faszinierenden Einblick in die Musik schwarzer Sklaven und Unterdrückter gewährte.

Musik und Botschaft der Gospelmusik sind hinlänglich bekannt, aber dennoch offenbarte der Abend mit „C.I.A.“ etwas erfrischendes Neues: der 20köpfige Chor konzentrierte sich mit seiner fünf Musiker zählenden Band eben nicht ausschließlich auf die bekannten Gospelnummern à la „Sister Act“. Vielmehr standen neben zahlreichen gelungenen Eigenkompositionen auch eigentlich Gospel-untypische Nummer wie „I still haven`t found what I´m looking for“ von U2 oder „Let me live“ plötzlich im Mittelpunkt, die in ihrem neuen Gewand sehr schnell die Ohren und Herzen der Zuhörer eroberten.

Da der Chor aber nicht nur mit seiner etwas anderen Art der Gospelmusik, sondern eben auch vom künstlerischen Können her voll zu überzeugen wusste, wurde das Gospel-Open-Air im Schatten der Christuskirche mal wieder zu einem gelungenen Ereignis.

Die äußeren Umstände hatten es an diesem Abend mit der evangelischen Kirchengemeinde gut gemeint. Denn zum einen konnte man auf den bangen Blick in Richtung Himmel, ob denn etwa ein Regenschauer das Vergnügen stören könnte, gänzlich verzichten. Zum anderen verwies Gastgeber Pfarrer Rainer Horn auf den für diesen Abend dann doch glücklichen Umstand, dass die Deutsche Fußballmannschaft „wohl mit Absicht“ das Viertelfinale der Europameisterschaft in Portugal verpasst habe, um dem gleichzeitig stattfindenden Konzert im Burgkunstadt keine Konkurrenz machen zu müssen. Tatsächlich: der Abend in dem imposanten Halbrund schlug jeden noch so interessanten Fußballabend um Längen.

Von Beginn an vertrat „C.I.A.“ seine ganz eigene Interpretation des Gospel, ohne dabei das Wichtigste zu vergessen – und das ist bei dieser Musik nun einmal ein hervorragend aufeinander abgestimmter Chor, der mit Klangvolumen und viel Harmonie das Fundament für jeden einzelnen Song darstellt. Der von Michaela Dörfler geleitete Chor übermittelte seine Botschaft aber nicht nur musikalisch, sondern auch mit kleinen Ansprachen. Chormitglied Stefan Gehrig erklärte unkompliziert den Hintergrund der Gospelmusik, die in Zeiten von Sklaverei, Vorurteilen und Diskriminierung gegenüber Schwarzen ein Zeichen der Hoffnung setzen wollte. Zur Verdeutlichung wurde über Band eine Originalrede von Martin Luther King eingespielt. „Bang a drum“ – „Aufmerksam machen“ heißt dann eben nicht nur der nächste Song, sondern auch das Motto des gesamten Abends.  Mit der Botschaft der Hoffnung im Herzen und in der Stimme taten sich auch einzelne Solisten aus dem Chor hervor, bei deren stimmlichen Qualitäten der Weg eines ursprünglich aus Laien bestehenden Chores hin zur professionellen Künstlern nicht mehr weit ist. Als dann auch noch die Blechbläserfraktion funkige Klänge anstimmte, hielt man neugierig Ausschau, ob da vielleicht doch nicht irgendwo ein Charles Brown auf der Bühne steht.

Entspannte und zufriedene Gesichter gab es im gesamten Halbrund der Naturbühne neben dem evangelischen Gemeindehaus zu bestaunen. Später sollte es die rund 350 Besucher des Open-Air-Konzerts noch förmlich von den Sitzen reißen. Foto: mts

War der erste Programmteil noch etwas „balladen-lastig“ machte der Chor nach der Pause seinem Namen alle Ehre. Die Aktionen auf der Bühne wurden deutlich lebhafter und das wirkte sich prompt auf das Publikum aus, das bei den nun doch merklich kühlen Außentemperaturen für jede Bewegung der Hüften und Beine sichtlich dankbar war. „Joshua fit the battle of Jericho“  war nur der Startschuss zu einer rasanten und beschwingten Fahrt durch die ausgelassene Welt des Gospel. Spätestens beim „It`s raining“ konnte man bei einem Blick in das gefüllte Halbrund feststellen: „Hier bewegt sich wirklich jeder!“

Da war es auch nicht weiter verwunderlich, als die Band nach zwei Stunden zu einer Zugabe aufgefordert wurde. Abschluss und zugleich emotionaler Höhepunkt war die herrliche Ballade „My life is in your hand“, - „Mein Leben liegt in deiner Hand“. Mit dieser zuversichtlichen und Hoffnung spendenden Botschaft im Ohr fiel es dann dem Publikum und dem Chor nicht schwer, nach diesem beeindruckenden Klangerlebnis gemeinsam den Heimweg anzutreten.

-mts-