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Entwicklungshilfe einmal anders herum

– so gestaltete sich ein bemerkenswertes Zusammentreffen junger Christen aus dem Dekanat Michelau mit Paulo Akyoo, dem Bischof der Meru-Diözese in Tansania. Dabei ermutigte Akyoo die jungen Menschen, weiterhin selbstbewusst ihren Glauben nach außen und an andere Jugendliche weiter zu tragen.

Seit vielen Jahren besteht zwischen der Meru-Diözese des ostafrikanischen Landes und dem Dekanat Michelau eine enge Partnerschaft, die durch gegenseitige Besuche immer wieder am Leben erhalten wird. Durch diese interkulturelle Zusammentreffen wird die geographische Distanz von 6000 Kilometern in dem gemeinsamen christlichen Glauben jedes Mal aufs Neue überbrückt.

Das Treffen mit den Jugendlichen aus dem Dekanat kam dadurch zustande, dass Paul Akyoo zusammen mit seiner Ehefrau Amulikwa seit Juli in Deutschland verweilt. In Rummelsberg unterzog sich der Bischof einer komplizierten Fußoperation und muss sich demnach noch bis Mitte Dezember in Deutschland aufhalten. Die erste Novemberwoche nutzte Akyoo nun für einen Besuch des Partnerdekanats, wobei er auch einige Tage im Hause der Familie Flierl in Burgkunstadt verbrachte. 

Zu einem Erfahrungsaustausch über den Umgang junger Menschen mit dem christlichen Glauben in Deutschland und Tansania trafen sich junge Christen aus dem Dekanat Michelau mit Paul Akyoo, dem Bischof der Meru-Diözese, und dessen Frau Amulikwa im heimischen Wohnzimmer von Vroni Flierl (rechts) in Burgkunstadt. Foto.mts

Zu dem Gedankenaustausch bei Familie Flierl hatten sich mit Christian Hildebrandt, Michael Thiedmann, Heidi Hillmann und Carina Nahr die Vertreter des so genannten „Leitenden Kreises“ eingefunden. Dieses Gremium vertritt die Jugend des Dekanats bei diversen Konventen und agiert somit als die Stimme für Belange und Wünsche junger evangelischer Christen im Dekanat.

Dass es an diesem Abend zwischen ihnen und dem afrikanischen Bischof zu keinerlei Berührungsängsten kam, lag vor allem an der Person Akyoos, der mit seiner Warmherzigkeit und Offenheit schnell für eine entspannte Atmosphäre sorgte - und dies obwohl der Gedankenaustausch auf Englisch stattfinden musste. 

Die heimischen Jugendlichen zeigten sich besonders interessiert an der Situation ihrer Altersgenossen in Tansania und deren Umgang mit dem christlichen Glauben. Hierbei zeigte sich schnell, dass Jugendliche in Deutschland noch viel von ihren Glaubenbrüdern in Afrika lernen können. „Ohne die Jugend ist Kirche in Tansania weder denkbar noch am Leben zu erhalten.“, berichtete Akyoo stolz. Ob nun bei Kindern, die regelmäßig zu eigenen Gottesdiensten zusammenfinden, oder bei den Jugendlichen, die durch gemeinsame Projekte und Gottesdienste zusammen im christlichen Glaube heranwachsen: die jungen Menschen stellen in Tansania das Rückgrat der dort ansässigen evangelischen Kirche dar. Gerade sie erfahren die Kirche als das Haus Gottes, in dem sie die Richtung für ihr weiteres Leben finden. Die Jugendlichen suchen diesen Kontakt wie selbstverständlich. Ein Leben ohne Kirche kommt für eine sehr große Mehrheit von ihnen nicht in Frage.

Solche Aussagen sind aus deutscher Sicht heute kaum nachvollziehbar. War es in der Vergangenheit die so genannte zivilisierte Welt, die den christlichen Glauben eben auch nach Afrika trug, so sind es heute wir, die großen Nachholbedarf in diesem Bereich des Lebens haben, stellen die jungen Christen an diesem Abend fest.

Sucht man heute nach jungen Menschen in der Kirche, dann sucht man sie oft vergebens. Nach Akyoo kann man in Deutschland aber nicht den Jugendlichen selbst die Schuld dafür geben. Da, wo in der Familie den jungen Menschen nicht von Kindesbeinen an der Glaube an Gott vorgelebt wird, besteht später auch kaum eine Bereitschaft sich auf die Suche nach Gott zu begeben. Dabei sei doch gerade der Glaube an Gott so wichtig für den „Frieden im Denken und im Herzen“ der jungen Menschen. „Vergesst niemals den Segen für euer eigenes Leben, der vom Glauben an Gott ausgeht. Und Kirche ist genau der Ort, wo ihr diesen Segen erfahrt“, so Akyoo.

Mit dem Mitspracherecht der Jugend in der Kirche ist es aber nicht immer so einfach, stellt Christian Hildebrandt fest. Gerade in den wichtigen Gremien der Landeskirche seien die Jugendlichen so gut wie nicht repräsentiert. Auch die Fahrten in die Meru-Diözese fänden immer zur Schulzeit statt, so dass dem Interesse der Jugendlichen an einer Teilnahme hier von vornherein ein Riegel vorgeschoben sei.

Dass es gerade im Dekanat Michelau positive Ansätze im Bereich der Jugendarbeit gibt, hat Akyoo bei seinem Besuch selbst feststellen können. Die „Boxenstopp-Gottesdienste“, die einmal im Monat in Michelau von Jugendlichen organisiert und gehalten werden, sind für ihn ein positives Beispiel und Zeichen dafür, junge Menschen „zurück ins Boot“ zu holen. Er bekräftigt die Vertreter des „Leitenden Kreises“, weiterhin kreativ und mutig in ihrem Tun zu sein. „Don`t give up!“ – „Gebt nicht auf!“ ermutigt er die Anwesenden und untermauerte seine feste Überzeugung, dass sich die Situation in Deutschland bald zum Besseren wenden werde.

Sichtlich gestärkt von so viel Zuspruch und Optimismus beendeten die Vertreter des „Leitenden Kreises“ im gemeinsamen Gebet mit Akyoo den Abend – in der Hoffnung, dass dieses Zusammentreffen mit dem charismatischen Bischof ihnen auch viel Kraft für ihr weiteres Tun gegeben hat.

-mts-