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Rekkenze-Brass-Konzert in der Christuskirche

„Mit Blech faszinieren und somit Brasszination erleben.“  Wohl kaum treffender lässt sich der vergangene Sonntagnachmittag in der evangelischen Christuskirche umschreiben, als das weit bekannte Blechbläserquintett „Rekkenze Brass“ in Burgkunstadt Station machte. In einem gut einstündigen Programm, das zu jeder Zeit durch seine enorme Klangdichte und Abwechslung gekennzeichnet war, bekamen die Zuhörer einen Ohrenschmaus nach dem anderen serviert.

Fünfmal Blech und ein grandioser Klang: „Rekkenze Brass“ verzückte mit Peter Knudsvig (Trompete), Benjamin Sebald (Trompete), Debra Luttrell (Horn), Rene Jampen (Posaune) und Rainer Streit (Tuba) die Zuhörer in der Christuskirche. Foto: mts

Als Gastgeber begrüßte Pfarrer Rainer Horn die zahlreich erschienenen Konzertbesucher. In einer Kirchengemeinde, in der seit jeher die Kirchenmusik in verschiedenen Chören ein wichtiges Fundament darstellt, ist ein Ohrenschmaus à la Rekkenze Brass ein willkommener Gast. Pfarrer Horn bedankte sich besonders bei der Friedrich Baur GmbH, vertreten durch den ehemaligen Regierungspräsident Oberfrankens, Wolfgang Winkler, durch deren Unterstützung dieser Nachmittag erst zu Stande kam.

Als die ersten Töne der Blechbläser erklangen, erhob sich die gesamte Empore der Christuskirche. Grund hierfür war die etwas andere Eröffnung des Konzertes. Mit den Klängen von „Swing Wheel“ marschierten Peter Knudsvig (Trompete), Benjamin Sebald (Trompete), Debra Luttrell (Horn), Rene Jampen (Posaune) und Rainer Streit (Tuba) durch den Eingang in Richtung Kirchenschiff. Ein derartiger Auftritt fordert Aufmerksamkeit heraus und dieser konnten sich die Musiker zu jeder Zeit sicher sein. Allerdings waren die beschwingten Klänge des Eingangsstücks eher die Ausnahme, denn Rekkenze Brass hatte sich an diesem Abend fast ausschließlich und passend zum Ort des Geschehens der Kirchenmusik verschrieben. Als sich die Zuhörer nach dem Auftakt wieder auf ihren Plätzen niedergelassen hatten, überwogen die andächtigen Momente, in denen man sich den warmen und breiten Klangwelten hingab.

Dass dabei keine Langeweile aufkam, lag nicht nur an der herausragenden Qualität der Darbietungen, sondern auch an der Zusammensetzung des Programms. Hier sprangen die Musiker von einem Komponisten und damit von einem Jahrhundert zum anderen, ohne aber dabei die Faszination Kirchenmusik aus dem Blick zu verlieren.

Ein großer Teil der Zuhörer war sicherlich wegen der Blechbläser gekommen, doch sie bekamen noch so viel mehr geboten. Im Zusammenspiel mit dem Blechquintett, aber auch durch zahlreiche Solodarbietungen bereicherte Walter Thurn an der Orgel der Christuskirche den frühen Abend zusätzlich. Bei der „Toccata per il Deo Gratias“ von Giambattista Martini, insbesondere aber bei der „Jubilee Suite“ von Gordon Young zeigte sich der Organist variantenreich und stets sicher. Höhepunkt seiner Solodarbietungen waren die „Fuga“ und das „Finale“ aus der Orgelsonate Nr. 6, d-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy, deren Klängen sich die Besucher verträumt hingaben. Rhythmische Feinheiten und große Exatheit waren bei der „Toccata in Seven“ von John Rutter gefordert, doch Walter Thurn meisterte diese Schwierigkeiten mit angenehmer Gelassenheit.

Eine echte Bereicherung stellte an einem unvergesslichen Konzertabend in der Christuskirche Walter Thurn an der Orgel mit zahlreichen Solodarbietungen, aber auch im Zusammenspiel mit „Rekkenze Brass“ dar. Foto: mts

Die ganz besonderen Momente des Konzerts waren diese, als Blechbläser und Orgel zu einer Einheit verschmolzen. Der „Feierliche Einzug“ von Richard Strauss steigerte sich zum Ende hin zu einem gewaltigen Klangkörper. Ganz anders hingegen das anschließende „Schafe können sicher weiden“ aus der Kantate BWV 208 von Johann Sebastian Bach: die zarten Melodien wurden in den Trompetenstimmen mit einer unglaublichen Leichtigkeit dargeboten. Das Zusammenspiel der fünf Blechbläser ist aufgrund der jahrelangen gemeinsamen Erfahrung im In- und Ausland der Perfektion sehr nahe. Festlich ging es weiter mit der „Canzon duodecimi toni“ von Giovanni Gabrielli, bei der wieder einmal das gesamte Klangvolumen von Orgel und Blech ausgereizt wurde. Bevor man sich dem großen Finale näherte, gab es „Rekkenze Brass“ noch einmal solo zu bewundern, und das mit dem wunderschönen „Dank sei Dir Herr“ von Georg Friedrich Händel. Keines der Instrumente spielte sich in den Vordergrund und doch waren alle präsent. Die Besucher bekamen wirklich ein Zusammenspiel geboten, wie es bei solchen Formationen nur ganz selten zu hören ist. Das „Grande Finale“ wurde mit dem „Grand Choer Dialoguè“ von Eugène Gigout eröffnet - wie der Titel schon erahnen lässt ein musikalischer Dialog zwischen Bläsern und Orgel im Doppelchorarrangement, der nie zum einem Streitgespräch ausuferte, sondern immer durch Harmonie und viel Einfühlungsvermögen gekennzeichnet war. „Praise the Lord wih Drums and Cymbals“ hieß es dann am Ende des Programms. Das Stück von Sigfrid Karg-Elert verkörperte nochmals die gesamte Faszination des Abends. Zudem bewiesen die Bläser in den oberen Stimmen großes Stehvermögen, denn selbst jetzt noch saßen die höchsten Töne perfekt.

Zugaben gab es nach dem lautstarken Applaus und den stehenden Ovationen natürlich auch, dies aber auf die ganz spezielle Art und Weise von Rekkenze Brass. Die erste Zugabe widmeten die fünf Musiker den Zuhörern auf der Empore, die zweite wurde wieder im Altarraum gespielt, und dies mit einem leichten Ausfallschritt am Ende. Gerne hätte man sich diesem Genuss noch eine weitere Stunde hingeben wollen.

Die gesamten Einnahmen des Konzertes verwendet die evangelische Kirchengemeinde für Neuanschaffung einer Kirchenheizung, mit der das Überleben der imposanten Orgel gesichert werden kann. In diesem Falle wird es Konzerte von dieser ausgesprochen hohen Qualität noch öfters in der Christuskirche zu hören geben. Man darf sich bereits jetzt darauf freuen.

-mts-