Ist der Sonntag noch zu retten?

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Beinahe täglich erfahre ich, wie sehr uns Zug um Zug der Sonntag als Tag für Gott und als Tag gemeinsamer Ruhe und gemeinsamen Feierns verlorengeht. Es sind die Menschen, die am Sonntag arbeiten müssen, oder deren Familienmitglieder arbeiten müssen, die mich immer wieder auf den drohenden Verlust des Sonntags ansprechen.

Warum trete ich für die Achtung und den Schutz des Sonntages als Feiertag und als besonderen Tag der Woche ein:

  1. Nicht deshalb, weil ich mir alte Zeiten zurückwünsche. Zeiten in denen sich vielleicht der bürgerliche Anstand mit einer geschniegelten und gebügelten Familie in der Kirche zur Schau gestellt hat. Diese Zeiten sind vorbei. Der Kirchgang ist heute keine Modesache mehr, sondern eine Sache persönlicher Entscheidung, die zuweilen sogar gegenüber den eigenen Kindern verantwortet und durchgehalten werden will. .Wir wollen also auf gar keinen Fall zurück zu einem Sonntagschristentum, das die Woche über von dem, was Gott uns sagt, nichts wissen will. Sonntags aber wirft es sich ein heiliges Mäntelchen um. Im Gegenteil - wir brauchen den Sonntag, damit diejenigen, die ihr Christsein die Woche über leben, von Gott getröstet, gestärkt und neu für den Dienst am Nächsten ausgerichtet werden.

  1. Nicht dafür, dass das Hochleistungsdenken noch einen Tag für sich in Anspruch nehmen kann. Der Sonntag ist kein Tag für Spitzenleistungen. Welcher Art sie auch immer sein mögen: nicht für sportliche, nicht für an Verkaufszahlen orientierte. Die Sucht nach Leistung macht auch vor dem Sonntag nicht Halt. Manchmal wird sie getrieben von der Angst, Ruhe zu finden, innerlich und äußerlich stille zu werden.
    Gerade dafür soll aber der Sonntag da sein. Er soll im eigenen Leben durchblicken helfen. Er ist zur Pflege des Herzens gemacht, damit es in unserer Zeit nicht versteinert und zerbricht. Das Leben ist nicht im Hochleistungsmassenverkaufs-einkaufzentrum zu finden. Es liegt dort nicht in den Regalen. Das Leben ist ein Geschenk Gottes. Wer zur Ruhe kommt, wird das verstehen. Wer den Sonntag ruhelos überrennt, der arbeitet nicht, um zu leben, sondern der lebt nur noch um zu arbeiten. Das Leben aber ist ein Geschenk Gottes. Die Auferstehung Christi zeigt uns, daß Gott sich in Christus mit uns versöhnt hat. Wir dürfen dem lebendigen Gott unmittelbar begegnen. Für eine ehrliche Begegnung des Herzens mit diesem Gott, dafür ist mir der Sonntag wichtig. Wer sich der Gnade dieser Begegnung bewußt wird, wer ihren Frieden im Herzen spürt, dem wird der Sonntag nicht zum bloßen Stillhaltetag. Nein, dem wird der Sonntag zum Fest- und Feiertag. Der wird Mittel und Wege finden, die Begegnung mit dem Gott, der uns aus Gnaden vergibt, zu feiern.

 

Es soll also der Sonntag ein Tag der Ruhe und auch ein Feiertag sein. Ein besonderer Tag, von dem her die Werktage auch besondere Tage unseres Lebens werden. Und der Sonntag ist noch mehr. Z.B.: ein Tag des Segens, nicht des Profites.

Das Licht dieses Segens möge alle unsere Tage hell machen!

Ihr Pfarrer Rainer Horn

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